Stellungnahme der SPD Fraktion zum Baugebiet Hungerbühl

Veröffentlicht am 12.09.2012 in Fraktion
Bei der Ausweisung neuer zeitgemäßer Baugebiete sollten folgende Belange besonders beachtet werden:
  • die Bedürfnisse junger Familien und älterer Menschen
  • der Natur- und Umweltschutz, d.h. Landschaftsverbrauch und Wertigkeit des umzugestaltenden Gebietes unter ökologischen Gesichtspunkten
  • Auswirkungen auf die Verkehrsbelastung im bestehenden Ort
  • die Kosten der Erschließung
Um diesen wichtigen Punkten gerecht zu werden ergeben sich folgende zeitgemäße Anforderungen an ein neues Baugebiet: 1. die Wege zu Kindergärten, Schulen, Ärzten, den örtlichen Einkaufsmöglichkeiten und Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs (Schulbus) sollten möglichst kurz sein (Nahversorgung) 2. die Wege sollten umweltfreundlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad sicher zurückzulegen sein 3. die Erschließung des zu bebauenden Gebietes sollte möglichst einfach, verkehrssicher und kostengünstig möglich sein 4. das neue Baugebiet sollte möglichst wenig Autoverkehr durch Versorgungsfahrten und Berufspendler im Ort verursachen 5. es sollte sich gut in kleinere Bauabschnitte gliedern und nach Bedarf erweitern lassen sowie sich trotzdem gut in die Ortsgestaltung einfügen 6. aus Sicherheitsgründen sollte es über zwei Möglichkeiten der An- bzw. Abfahrt verfügen 7. die Belange des Umwelt- und Naturschutzes sind zu beachten oder kurz zusammengefasst: Es sollte sich optimal in die bestehende Infrastruktur einfügen.
Wenn wir die Lage des Baugebietes Hungerbühl objektiv und pragmatisch betrachten entspricht dieses Baugebiet keiner einzigen der genannten Anforderungen denn:
  • Das Baugebiet Hungerbühl zwingt seinen Anwohnern – im Vergleich zu alternativen Baugebieten - die weitesten Wege zu allen oben genannten Einrichtungen auf.
  • Das wird dazu führen, dass sehr viele Wege mit dem Auto zurückgelegt werden. Denn wie viele Eltern werden ihre Kinder wohl von diesem Baugebiet in den Kindergarten, die Schule oder zu einem Verein laufen oder mit dem Fahrrad fahren lassen? Wie viele, vor allem ältere Menschen, werden die anfallenden weiteren Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen – vor allem wenn man an die zu bewältigenden Steigungen denkt?
  • Diese Fahrten führen immer quer durch den Ortskern und verursachen hier ein zusätzliches starkes Verkehrsaufkommen, vor allem auf der schon heute stark befahrenen Waldprechtsstraße zwischen Minikreisel und Adlerkreisel. Und gerade hier wird doch immer gerne von der Attraktivität des Ortskerns gesprochen.
  • Sehr viele Berufstätige fahren an jedem Arbeitstag mit dem Auto zu ihrem Arbeitsplatz. Hierzu verlassen sie den Ort Richtung Karlsruhe, Rastatt – oder umweltfreundlicher mit der Bahn. Wie sinnvoll ist es, ein Baugebiet auszuweisen, das genau an dem Ortsende liegt, das von all diesen Richtungen abseits liegt und zudem vom Bahnhof am weitesten entfernt ist? Auch so kann man absolut unnötigen Autoverkehr im Ort schaffen.
  • Das Baugebiet Hungerbühl kann nur durch eine Einfahrt unterhalb des Wohngebiets Ziegelei über die Hauptstraße verkehrstechnisch erschlossen werden – mitten in der dortigen sehr unübersichtlichen scharfen Kurve. Um diese Einmündung halbwegs sicher zu gestalten wären umfangreiche und teure Erdbewegungen erforderlich mit entsprechenden Auswirkungen auf den Straßenverlauf der Hebelstraße, die dann den neuen Bedingungen angepasst werden müsste. Oder können Sie sich eine Erschließung über Rosenstraße und Veilchenstraße vorstellen, die ebenfalls sehr eng und ohne Gehweg sind?
  • Kann der Straßenverlauf der Hauptstraße, bei Verwirklichung des Baugebietes Hungerbühl, zwischen der Einfahrt zum Waldhaus und dem Wohngebiet Alte Ziegelei so belassen werden – oder muss die Hauptstraße in diesem Bereich (Hohl) mit sehr teuren Erdbewegungen um einen Gehweg erweitert werden? Wer bezahlt das?
  • Wie will man das Baugebiet Hungerbühl bei dieser topographischen Situation sinnvoll in kleinere Abschnitte teilen? Das ist in alternativen Baugebieten in der Ebene viel besser zu verwirklichen.
  • Wollen wir wirklich eines der ökologisch und landschaftlich schönsten Gebiete für ein zu großes Baugebiet opfern?
Und zum Schluss: Wir benötigen ein Baugebiet hauptsächlich für Menschen, die sich wegen der neuen Arbeitsplätze in unserem Industriegebiet in Malsch niederlassen wollen. Es ist bereits eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer vorhanden, die die Adolf-Kolping-Straße unmittelbar mit dem Industriegebiet verbindet, und es gibt einen recht guten asphaltierten Weg mit Brücke mitten in das Industriegebiet, der ohne großen Aufwand für entsprechende Zuwege ausgebaut werden könnte. Ein Baugebiet, das den oben genannten Anforderungen voll und ganz entsprechen würde, ist - unter weiteren gleichwertigen Alternativen - hier möglich. Ist es nicht widersinnig ein Baugebiet auf der den Arbeitsplätzen, dem Bahnhof und den Verkehrswegen nach Karlsruhe und Rastatt gegenüberliegenden Seite des Ortes auszuweisen und somit sinn- und zwecklos Autoverkehr im Ortskern zu verursachen? Warum also Hungerbühl? Für die SPD Fraktion Klaus Jung
 

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